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Mittwoch, 15. Februar 2017

Ballerinawechsel bei „de Blattfeddere“

Im Jahre 1989 kam bei den Grielächern der Gedanke auf, ein Männerballett ins Leben zu rufen. Triebfeder der Überlegung war der damalige Literat Albert Kohr, der – wie er es zu sagen pflegte, mal wieder eine „Ente auf’s Wasser setzen wollte“. Die Überlegung traf im Verein auf große Zustimmung und sollte somit kurzerhand umgesetzt werden.

Man machte einen Aufruf, wer bei den männlichen Vereinsmitgliedern Interesse zur Gründung eines Männerballetts hätte und siehe da -  beim ersten „Casting“ fanden sich dann fast zwei Dutzend wohlgeformte und hochmotivierte Männer zum Probetraining ein. Gut – wenn wir ehrlich sind ist es nach dem ersten Probetraining nicht bei der stattlichen Anzahl von fast 24 Tänzern geblieben, am Ende haben sich dann aber doch genügend unerschrockene gefunden, um die Idee zur Gründung eines Männerballetts in die Tat umzusetzen.

Tanzschläppchen in Schlauchbootgröße

Was letztendlich bei dem Einen oder Anderen dazu geführt hat, dem weiteren Training fern zu bleiben ist ungewiss. Vielleicht war es die sicher unbegründete Sorge um eine eventuell fehlende Tragfähigkeit der Worringer Vereinshausbühne, wenn die Massen beim Tanzen dann erst einmal in Wallung kommen. Vielleicht war es vereinzelt auch die Befürchtung, die benötigte Stoffmenge für ein Tütü in „X-Kubik-L“ könne für die vorhandene Leibesfülle dann doch etwas knapp werden, oder aber die gewünschten Tanzschläppchen in Schlauchbootgröße wären schlichtweg nirgendwo zu bekommen. Man weiß es einfach nicht so genau.

Was blieb waren jedenfalls 12 unerschrockene und wagemutige Männer, die bereit waren, sich auf der Bühne in klassischen Kostümen den Sitzungsbesuchern zu präsentieren und dabei auch gerne mal ein bisschen lächerlich zu machen - wat deit mer nit all für de Lück.

Bei der Namensfindung für das neu gegründete Männerballett half wieder einmal unser damaliger Literat Alber Kohr. Er hatte die ersten Trainingseinheiten mit Interesse verfolgt und dabei festgestellt, dass wir Männer beim Tanzen etwa so elastisch waren wie Blattfeddere (stabile und nur eingeschränkt bewegliche Achsdämpfungselemente aus dem Fahrzeugbau) – somit war der Name „Blattfeddere“ für unser Männerballett geboren.

Walzer, Tango, Cha-Cha-Cha

Eine qualifizierte und engagierte Trainerin war mit Brunhilde Schoel auch bald gefunden. Als leidenschaftliche Tänzerin und ehemaliges Tanzmariechen hatte sie auf den Bühnen von Köln und Worringen genügend Erfahrung gesammelt, um den Kerlen die richtigen Schritte und Figuren beizubringen. Dass Brunni vorhatte uns auf der Bühne z.B. Walzer, Tango, Cha-Cha-Cha oder Charleston tanzen zu lassen, wussten wir zu diesem Zeitpunkt Gott-sei -Dank noch nicht.

Nun stellte sich dann jedoch letztendlich noch die Frage, wer der Anwesenden denn die Primaballerina macht. Nach kurzem Umschauen in die Runde kristallisierte sich einer als dafür wahrscheinlich geeignet heraus. Ich sage es mal so, die körperlichen Gegebenheiten (vor allem das Gewicht) im Vergleich zu den anderen Anwesenden sprachen nicht gerade gegen mich und es fiel mir auch schwer, mich dieser Tatsache durch geeignete Argumente zu entziehen. Also hatte ich den Job mit der Primaballerina an der Backe und ehrlich gesagt – ich habe es letztendlich auch nie bereut, diese schöne Funktion ausüben zu dürfen. Wurde ich doch oft von meinen Mittänzern auf Händen getragen, gehoben und durch die Luft geworfen. Klar – der Preis dafür dort oben glänzen zu dürfen war hoch. Konsequentes Aufwärmen und Dehnen gehörte dazu, ein eingefrorenes Bühnenlächeln und natürlich strengste Diät um meine Mittänzer nicht allzu sehr zu belasten. Und sollten gerade über die Weihnachtstage kurz vor den ersten Auftritten doch mal ein paar Schlemmerpfunde dazugekommen sein, so haben es meine Showpartner letztendlich doch alle immer ohne großes Geschimpfe tapfer ertragen. Und das über viele Jahre lang, über sehr viele Jahre, wenn man es genau nimmt.

Älteste Primaballerina der Welt

Irgendwann wurde mir dann eher beiläufig klar, dass die Zeit seit Gründung der Blattfeddere ja nicht stehengeblieben war und ich den Part der jugendlichen Primaballerina nicht mehr so wirklich verkörpern konnte. Wahrscheinlich war ich mittlerweile vielleicht sogar die älteste Primaballerina der Welt. Eines war also klar, bald musste ein Generationswechsel stattfinden. Nun hatten wir bei den Blattfeddere das Glück mit Florian Schmitz schon seit etwa 10 Jahren einen Mittänzer in unseren Reihen zu haben, der sowohl von seinen körperlichen Proportionen als auch vom tänzerischen Potenzial ideal geeignet war, um eine Seniorenballerina wie mich langsam mal abzulösen. Mit diesem Gedanken trat ich an unsere neue Trainerin Claudia Kadow heran, die von Brunni Schoel nach 25 Jahren fleißiger Trainerarbeit nun zusammen mit Ihrer Tochter Vanessa das Zepter bei uns übernommen hatte. Schnell waren wir uns einig, dass Flo inzwischen sicher ein guter Nachfolger für mich sein könnte, wenn er denn wollte.

Also schnell gefragt – und siehe da…er wollte. Seine Feuertaufe als neue Primaballerina hatte Flo dann im vergangenen Jahr, und er hat sie wie ich meine mit Bravour bestanden. Okay…böse Zungen in den Reihen der Mittänzer behaupten ja, dass Flo locker ein 5 Liter Fäßchen Kölsch mehr auf den Rippen hätte wie ich, aber wahrscheinlich sind die Herren im Laufe der Jahre beim Heben einfach nur etwas schwächer geworden. Wie dem auch sei - ich wünsche unserer neuen Primaballerina genau so viel Spaß und Freude, so viele schöne Auftritte und Erlebnisse mit den Blattfeddere, wie ich sie in 27 Jahren Dank eines wunderbaren Publikums habe erleben dürfen. Und war sicher auch nicht jederzeit alles perfekt, so war es doch für mich immer wieder eine tolle Erfahrung. Danke an alle, die mir das ermöglicht haben.

Und so ganz habe ich mich ja von den Blattfeddere auch noch nicht verabschiedet, mir macht es einfach immer noch zuviel Spaß und ich möchte auch weiterhin gerne noch ein paar Jährchen auf der Bühne meine Kreise ziehen, nur eben jetzt eher aus der hinteren Reihe. Da werde ich dann ganz genau beobachten, ob die neue Primaballerina vorne auch schön ordentlich mit dem Föttchen wibbeln kann.

Bis bald,

Axel (Primaballerina a. D.)

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